Nicht nur Objektive, sondern auch Blitzgeräte aus analogen Zeiten lassen sich in der Digitalfotografie durchaus weiterverwenden und stellen eine Alternative zur Neuanschaffung dar. Es gibt allerdings einige wichtige Dinge zu beachten, bevor die angestaubten Lichtbringer bereit sind für ihren Einsatz in der
Welt der digitalen Fotografie. Auf jeden Fall ist die Arbeit mit einem älteren Blitz fotografisch eine interessante Herausforderung. Technisch ist man bei Geräten ohne Vollautomatik auf sich selbst angewiesen, alle Einstellungen müssen per Hand vorgenommen werden, dies gibt gestalterisch große Freiräume. Dass Blitzlicht teilweise einen sehr schlechten Ruf hat, liegt vor allem an den in Kameras fest eingebauten Blitzgeräten. Diese beleuchten ihre "Opfer" direkt von vorne und erzeugen so Bilder, die flach und überbelichtet wirken, während der Hintergrund gleichzeitig unvorteilhaft dunkel wird. Zusätzlich besteht immer die Gefahr der roten Augen. Für Schnappschüsse bei schlechten Lichtverhältnissen ist der interne Blitz oft die einzige Möglichkeit, überlange Belichtungszeiten zu
verhindern, wer aber anspruchsvollere Porträtfotografie betreiben will, der wird sich schnell nach besseren Lichtquellen umsehen. Gegenüber einem fest eingebauten Blitz bieten externe Kompaktgeräte viele Vorteile. Sie besitzen meist eine höhere Leitzahl, das heißt, sie sind leistungsstärker, heller und haben somit auch eine größere Reichweite. Da sie über eine eigene Energieversorgung verfügen, erschöpfen sie nicht die Akkus derKamera, so dass man insgesamt mehr Bilder machen kann. Der für die Bildgestaltung wichtigste Punkt ist sicherlich, dass die Lichtquelle und die optische Achse räumlich voneinander getrennt werden. Das Motiv wird nicht mehr nur von vorne angestrahlt, sondern die Beleuchtung kann kreativ gestaltet werden.
Moderne Kompaktblitzgeräte, die als Bestandteile von DSRL-Systemen angeboten werden, sind wahre elektronische Wunder. Verfahren wie E-TTL oder i-TTL nehmen Helligkeits- und sogar Entfernungsmessungen vor und regulieren die Blitzleistung entsprechend dem Motiv automatisch und in Sekundenbruchteilen. Sie können über die Blitzkontakte, per Kabel oder Funkverbindung direkt mit der Kamera kommunizieren und erzeugen in den meisten Fällen eine technisch perfekte Ausleuchtung. Der Fotograf muss nicht viel mehr tun, als das Gerät einzuschalten. Soviel Komfort hat allerdings seinen Preis, ein neuer Blitz kann leicht mehrere hundert Euro kosten. Eine preiswerte Alternative sind da ältere Kompaktgeräte, die in Fototaschen aus dem Analogzeitalter, bei gut sortierten Fotohändlern oder in Internetauktionshäusern auf ihre Entdeckung warten. Die Systemvielfalt ist bei klassischen Blitzgeräten glücklicherweise gering, der Blitzschuh mit Mittelkontakt ist der kleinste gemeinsame Nenner, der die meisten Kameras und Blitzgeräte kompatibel macht. Der Mittelkontakt dient lediglich dazu, das Zündsignal zu übertragen, die Lichtleistung muss deshalb bei allen älteren Blitzen am Gerät selber geregelt werden.
Für das digitale Recycling besonders interessant sind so genannte Computerblitzgeräte. Diese verfügen über einen Sensor, der die vom Motiv reflektierte Lichtmenge misst und den Blitz abschaltet, sobald die eingestellte Helligkeit erreicht ist. Dies spart Strom, da der Kondensator nichtvollständig entladen wird, und der Blitz ist schneller wieder betriebsbereit. Sehr alte Geräte, die noch nicht über eine solche "intelligente" Sparschaltung verfügen, entladen den Kondensator immer vollständig und arbeiten somit auch immer mit voller Lichtleistung. Die daraus resultierende geringere Blitzfrequenz kann je nach Arbeitsweise problematisch sein. Die Arbeit mit einem älteren Blitz ist fotografisch auf jeden Fall eine interessante Herausforderung. Technisch ist man bei Geräten ohne Vollautomatik auf sich selbst angewiesen, alle Einstellungen müssen/können per Hand vorgenommen werden, dies gibt gestalterisch große Freiräume. Ein schwenkbarer Reflektor erlaubt das indirekte Blitzen über Wände und Decken, was eine natürlichere Belichtung und eine bessere Kontrolle über den Schattenverlauf ergibt. Durch die manuelle Einstellung der Belichtung an der Kamera und der Leistung des Blitzgeräts kann das Verhältnis von Blitz- und Umgebungslicht gezielt verändert werden. Dies ist ein weites Feld für Experimente, bei der die Digitalfotografie eine ihrer Stärken voll ausspielt: die sofortige Sichtbarkeit der Ergebnisse.
Bevor man sein altes Blitzgerät auf die Digitalkamera aufsteckt, sollte man eine Sache allerdings unbedingt prüfen. Blitzgeräte arbeiten mit einem elektrischen Zündkreis, der kurzgeschlossen wird, um den Blitz zu aktivieren. Das bedeutet, dass an den Kontakten eine Zündspannung anliegt, die bei sehr alten Blitzgeräten 200 V und mehr betragen kann (beim legendären Multiblitz press oder report aus den vergangenen 60/70er Jahren etwa betrug die Zündspannung 156 V). So hohe Spannungen sind für analoge Kameras unproblematisch, für die Elektronik mancher Digitalkameras kann sie allerdings tödlich sein. Deshalb sollte man unbedingt vorher wissen und ggf. die Hersteller fragen, welche Spannung das Blitzgerät an den Kontakten führt und für welche Zündspannung der Blitzschuh der Kamera ausgelegt ist.
Bei Geräten, die nicht älter als 20 Jahre sind, besteht eine gute Chance, dass sie mit einer verträglich geringen Zündspannung im Bereich bis etwa 24V arbeiten. Diese können dann direkt auf den Blitzschuh der Kamera montiert werden. Alle andern Blitze sollten aus Sicherheitsgründen keinen direkten elektrischen Kontakt mit der Kamera haben, können aber über div. Fernauslöser ebenfalls nutzbar gemacht werden.
(Artikel im Original auf digitalkamera.de)