Voigtländer VSL3-E, 1978

Technisch ist die Voigtländer VSL3-E weitgehend identisch mit der Rolleiflex SL35M, SL35ME und SL35E. Diese waren preislich etwas niedriger positioniert. Sie wurde ausschließlich im Rollei-Werk Singapur produziert, war aber die letzte in Braunschweig konstruierte Spiegelreflexkamera. Die VSL3-E wurde 1978 auf der Photokina vorgestellt. Nach der etwas klobigen und gelegentlich technisch problematischen VSL2 hatten die Konstrukteure nun eine deutlich gefälligere und handlichere Kamera konstruiert, die mit Offenblendenmessung, elektronischer Verschlusssteuerung, Zeitautomatik und LED-Anzeige im Sucher auch technisch auf der Höhe der Zeit war. Doch Probleme mit der Elektronik und hoher Preis setzten ihrem Ruf zu, die in ihr gesetzte Hoffnung, das Unternehmen zu retten erfüllten sich nicht. Nur etwa 51.000 Exemplare wurden verkauft.

 

Die VFL3-E ist ein Zeitautomat, nach Blendenvorwahl wird durch (SI-Fotodioden) die Verschlusszeit gesteuert und im Sucher durch 16 Leuchtdioden verzögerungsfrei angezeigt, gleichzeitig wird der vorgewählte Blendenwert im Sucher eingestellt. Der neuentwickelte Metall-Lamellenschlitzverschluss läuft senkrecht ab. Er wird in Einzelteilbereiche von 16 bis 1/1000 Sek. elektronisch gesteuert. An der Kameravorderseite signalisiert ein LED Action Light, wenn der elektronisch gesteuerte Selbstauslöser im Betrieb ist. Der Druck auf den Auslöser bewirkt vor der endgültigen Auslösung zwei Zwischenfunktionen: beim ersten Druck schaltet er das Messwerk mit den Kontrollanzeigen im Sucher ein und beim zweiten erfolgt eine Speicherung der Messwerte. 

 

Sonstiges: abnehmbare Rückwand, Verschluss für Motorantrieb, X -Einstellung mit automatischer Blitzsynchronisation bei 1/125 Sekunde.

 

Einen großen Nachteil, den man nicht verschweigen sollte, ist die Tatsache, dass die damals verwendeten Schmiermittel eine Katastrophe sind. Heute sind sie dermaßen klebrig, dass eine Kamera die längere Zeit gelegen hat nur noch sehr unwillig funktioniert. Was sie gar nicht verträgt ist große Hitze. Hat die Kamera im früheren Leben mal im Sommer bei 70 Grad im Auto gelegen, dann war es das. Die Schmiermittel haben sich derart zerlegt, dass sich an den beweglichen Teilen ein Klebefilm niedergeschlagen hat, der kaum wieder zu beseitigen ist. Die Kamera muss dann fast völlig zerlegt werden um sie zu reinigen. Es gibt auch viele VSL3-E Kameras, die unter einem klebenden Auslöseknopf leiden. Voigtländer musste das Problem bekannt gewesen sein. Schon bei der Konstruktion wurde eine zusätzliche Feder eingebaut, die den Auslöser wieder nach oben drückt. Tatsächlich merkt man bei meiner VSL3-E, dass der Auslöseknopf etwas mühsam wieder in die Ausgansstellung kommt. Der Schnellschalthebel geht sehr schwer aus seiner Grundposition und muss mit Nachdruck bis zu Anschlag geführt werden, sonst löst der Verschluss nicht aus.

 

Eine Sternstunde an Kamerahimmel war diese Kamera nicht. Man merkt, dass sie mit dem Rotstift in der Hand konstruiert worden ist. Aber es steckt tatsächlich innovative Technik drin, besonders der Belichtungsmesser ist wirklich gut gelöst. Ohne Frage ist das Color - Ultron Objektiv ein Highlight. Das Objektiv hat berühmte Wurzeln, im Inneren steckt nämlich ein Zeiss-Planar 1.8/50. Die 7 Elemente des Voigtländer Color Ultron 50mm f/1.8 sind in 6 Gruppen angeordnet.

 

Sollte man sich die Voigtländer zulegen? Ja, ich mag diese Kamera sehr. Natürlich sollte vor dem Kauf die Funktionalität gründlich geprüft werden. Mein Exemplar funktioniert noch tadellos und liefert qualitativ gute Fotos.

 

Techn. Daten VFL3-E:
• Baujahr(e): 1977-1981
• Typ: SLR-Kamera
• Bajonett: Rollei QBM
• Filmformat: 135 (35mm Kleinbildfilm)
• Aufnahmeformat: 24x36mm
• Fokussierung: Manualfokus
• Verschluss: Elektronischer Schlitzverschluss
• Zeiten: 16 bis 1/1000 s
• Belichtungsmessung: Integral
• Einstellbereich Belichtungsmesser: 15 bis 39 DIN bzw. ASA 25 bis 6400 (!) 
• Belichtungssteuerung: Zeitautomatik, Manuelle Belichtungssteuerung
• Blitz: Extern via Hot-shoe & PC-Buchse seitlich am Kameragehäuse
• Gewicht: ca. 760 g m. Objektiv
• Spannungsversorgung: 1 x Silberoxid Batterie 6 Volt (Typ MALLORY PX -28). Die Kamera arbeitet einwandfrei in einem Spannungsbereich von 6,3 Volt bis hinunter zu 4,3 Volt. Eine Beeinflussung der Belichtungszeiten durch sinkende Spannung tritt in diesem Bereich nicht auf. Unter 4,3 Volt leuchtet die LED -Anzeige an der Kameraoberseite bei Druck auf den Batterieknopf nicht mehr auf. 

Techn. Daten zu Voigtländer Color – Ultron:
• Produktion: 1974 - 1981
• Brennweite: 50 mm
• Blende max: f 1.8
• Blende min: f 16
• 7 Linsen in 6 Gruppen
• 6 Lamellen
• MFD: 0,45 m
• Filtergewinde: 49 mm
• Gewicht: 188 g
• Länge: 38,7 mm
• Anschluss/Bajonett: Rollei QBM

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Wolfgang Bongardt
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